Die Patriotin

Essays

Es war Liebe auf den ersten Blick. Als sie als kleines Mädchen zusammen mit ihrem Vater eine Fabrik besuchte, verliebte sich Margaret Bourke-White in die Maschinen. Sie galten ihr als „Anfang und Ende aller Schönheit“, und ihr Vater, ein erfolgreicher Ingenieur, stand in geheimnisvoller Verbindung mit ihnen. In ihrem Kinderzimmer sammelte sie Froschlaich, Motteneier und Raupen; sie umgab sich mit Natur, die darauf wartete, geboren zu werden. Sie wollte beobachten, wie sich die eine Form in eine andere Form wandelte. Später als Photographin zeigte sie Maschinen als vitale Wesen und fing die Technik biologischer Abläufe mit ihrer Kamera ein. Bourke-White liebte die Technik bedingungslos, sie gehörte dem neuen und absolut modernen Geschlecht an, welches mit Untergrundbahnen ebenso vertraut war wie mit Wolkenkratzern. Der Lauf der Geschichte lenkte ihr Interesse auf die Menschen. Bourke-White wurde berühmt für ihre Reportagen über Kriege, Elend und Not. Sie hatte alles, was man brauchte, um in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Amerikanerin zu bestehen: Sie war furchtlos, neugierig und glaubte an sich und ihr Land.