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Essays

Andreas Baader verwandelte irgendwann Ende der sechziger Jahre seine Hochstapler-Existenz in eine politische Mission. Er war gezwungen, das Böse zu tun auf der Suche nach dem vermeintlich Guten. Der schöne junge Mann, der so einfach Macht über andere bekam, wurde zu einem Dandy des Bösen. Für Albert Camus ist derjenige, der das göttliche und moralische Gesetz herausfordert, nicht der Revolutionär, sondern der Dandy. Er schafft sich selbst durch die Weigerung und die Verneinung. Sein Leben kann er nicht leben, deshalb spielt er es vor. Dazu braucht er das Publikum, das er in immer neuen Inszenierungen reizt. Auch Baader versuchte immer wieder, die eine terroristische Aktion durch die andere zu überbieten. Die anderen, das heißt die bundesrepublikanische Öffentlichkeit, waren der Spiegel, in dem er sich gespiegelt sehen wollte. „Immer im Bruch mit der Welt, am Rand, zwingt er die andern, ihn selbst zu erschaffen, indem er ihre Werte leugnet.“ Baader war der Dandy, der sich zum einsamen Herrscher geboren fühlte und doch wusste, dass er verloren war.